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„Hoffentlich ist meine Mutti noch da!“ - Ein bewegendes Zeitzeu­gen­ge­spräch mit Edith Erbrich


Muxmäus­chenstill war es im Klassenraum, als Edith Erbrich Schülern der KGS Herzog Ernst über ihr Leben berichtete. Eigentlich waren zwei Geschichtskurse aus der 11. und der 12. Klasse als Gäste geplant. Jedoch baten noch viele interes­sierte Mitschüler aus anderen Klassen um die Möglichkeit, teilnehmen zu dürfen. Alle lauschten gebannt und zeigten sich zutiefst betroffen vom Schicksal der Zeitzeugin, aber auch sehr beeindruckt von ihrer Persön­lichkeit.
Als Kind eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter erlebte die damalige Edith Bär sowohl die Schrecken des Luftkrieges als auch die ernied­rigende Ausgrenzung durch die National­so­zia­listen. Noch im Februar 1945, kurz vor Kriegsende, wurde sie im Alter von sieben Jahren gemeinsam mit ihrem Vater Norbert und ihrer vier Jahre älteren Schwester Hella ins KZ Theresi­enstadt verschleppt. Die Sehnsucht nach Mutter Susanna und der spärliche Kontakt untereinander im Lager halfen den Bärs, die Hoffnung nicht zu verlieren. Sie überlebten und kehrten nach der Befreiung in ihre Heimatstadt zurück, wo auch die Familie wieder zusammenfand und sich ihr Leben neu aufbaute.
Nach dem Vortragsteil konnten die Zuhörer Fragen stellen. Alle wurden beantwortet. Die jungen Leute bewegte z.B., wie Edith Erbrich mit ihren Erlebnissen umgehen kann, wie ihr Leben weiterging, wen sie als Verursacher der Verbrechen sieht, welche Reaktionen es auf ihr Schicksal gab und gibt, … Wichtig für sie ist, dass jeder nach seinen Maßstäben leben kann, unabhängig von seiner Religi­ons­zu­ge­hö­rigkeit, und dass man sich auch unbequemen Seiten des Lebens stellt. „Wenn jemand von damals behauptet, er hätte nichts gewusst, dann glaube ich das nicht. Wenn aber jemand sagt, dass er Angst hatte, dann kann ich das verstehen.“ Auf die Frage, was sie gedacht habe, als die Familie nach Frankfurt zurück­kehrte, antwortete Edith Erbrich: „Hoffentlich ist meine Mutti noch da!“

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