„Gestern zwar, doch nicht vergessen“
11.11.2025
„Damals herrschte überall Finsternis... Der Mörder mordete, die Juden starben, und die Welt machte mit oder tat so, als wäre es den Menschen gleichgültig. Nur wenige hatten den Mut einzugreifen. Erinnern wir uns daran, dass das, was das Opfer am meisten schmerzt, nicht die Grausamkeit des Unterdrückers ist, sondern das Schweigen der unbeteiligten Zuschauer.“ [André Trocm]
Dieses Zitat beschreibt eindringlich den Gedanken, mit dem sich Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der Schule am 9. November 2025 auseinandersetzten. Gemeinsam erlebten sie die szenische Lesung „Gestern zwar, doch nicht vergessen“ von Alexander Pfeuffer, die im Kulturhaus stattfand. Zu der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt Gotha hatte Oberbürgermeister Knut Kreuch alle weiterführenden Gothaer Schulen eingeladen.
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz beschäftigte sich das Stück von Rolf Hochhuth mit der Frage, wie Erinnerung, Schuld und Verantwortung über Generationen hinweg fortwirken. Es erzählt die Geschichte einer jüdischen Shoah-Überlebenden, die im Argentinien der 1960er Jahre einem ehemaligen Nazi-Täter begegnet, einem Mann, der seiner Strafe entkommen ist und weiterhin Macht über andere ausübt.
Mit großer emotionaler Intensität verdeutlichte das Ensemble unter der Regie von Leonie Rebentisch und mit Sylvester Groth, Claudia Michelsen, Jannik Schümann und Laura Talenti in den Hauptrollen, wie die Wunden der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen. Die Lesung machte deutlich, dass Erinnerung nicht nur ein Blick zurück ist, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft.
Sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrerinnen und Lehrer bot die Veranstaltung nicht nur ein eindrucksvolles Theatererlebnis, sondern auch Anlass zur Auseinandersetzung mit den Themen Holocaust, Erinnerungskultur und Zivilcourage außerhalb des Geschichtsunterrichts. Für diese besondere Art des Gedenkens danken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Oberbürgermeister und der Stadt Gotha. Der Abend war eine stille, aber eindringliche und würdige Mahnung: „Gestern zwar, doch nicht vergessen.“
Desirée Mäder, Jordan Ott, Hannah Wenig